Wie bereits in den vorherigen Kapiteln erläutert (KI-Chatbot als Einsatzleiter und KI-Chatbot in Grundausbildung), wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Interaktion zwischen Feuerwehrkräften und dem Chatbot mit Künstlicher Intelligenz zu verbessern. Ein zentraler Aspekt dabei war die Implementierung eines Kontexts, der mit jeder Anfrage an die KI übermittelt wurde. Dadurch sollte sichergestellt werden, dass die KI die aktuelle Einsatzsituation besser versteht und entsprechend aufbereitete Informationen liefert.
Trotzdem zeigte sich weiterhin, dass die Antworten nicht immer mit den Vorschriften der Feuerwehren übereinstimmen. Ein anschauliches Beispiel hierfür war eine Abfrage zu einem Gebäudebrand mit einer Photovoltaikanlage. Die KI empfahl in diesem Fall den Einsatz von Schaum zur Brandbekämpfung – eine problematische Empfehlung, da Schaummittel nicht für die Löschung von Photovoltaikanlagen geeignet sind.
Ein zentrales Problem beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist, dass sie primär auf Informationen aus dem Internet zugreift bzw. mit diesen trainiert wurde. Werden keine relevanten Daten gefunden, neigt die KI dazu, Antworten zu generieren, die auf Vermutungen basieren, anstatt fundierte Fakten zu liefern. Um dieses Risiko zu minimieren, besteht die Möglichkeit, der KI gezielt spezifische Informationen bereitzustellen. Genau diesen Ansatz habe ich verfolgt.
Damit der Chatbot seine Antworten auf zuverlässige, vordefinierte Informationen stützt, wurden mehrere Maßnahmen umgesetzt. Zunächst wurden relevante Dokumente erfasst, in Abschnitte unterteilt und anschließend vektorisiert (der Text wird in eine mathematische Darstellung umgewandelt). Diese sogenannten "Text-Chunks" wurden in einer Datenbank gespeichert. Wenn der Chatbot nun eine Anfrage erhält, durchsucht er die vorhandenen Textabschnitte nach inhaltlicher Relevanz und identifiziert jene Passagen, die der gestellten Frage am ähnlichsten sind.
Diese ausgewählten Textabschnitte werden in den Prompt integriert und mit einer klaren Anweisung versehen: Die KI soll ihre Antwort ausschließlich auf Grundlage der bereitgestellten Informationen generieren
Durch dieses Verfahren wird sichergestellt, dass die KI präzisere und faktenbasierte Antworten liefert, ohne auf möglicherweise unzuverlässige oder erfundene Inhalte aus dem Internet zurückzugreifen. So lässt sich das Potenzial der Künstlichen Intelligenz gezielt nutzen, während gleichzeitig die Gefahr von Fehlinformationen minimiert wird.
Als ersten Test habe ich wieder die gleiche Frage wie im Kapitel 2 : KI-Chatbot in Grundausbildung gestellt:
Gebäudebrand. Person im 1.OG und Photovoltaik. Gefahren und mögliches Vorgehen
Antwort von FLOR[AI]N
FLOR[AI]N: Gefahren:
Atemgifte
Einsturz/herabfallende Teile (Verbundglas!)
Elektrizität (PV-Anlage)
Ausbreitung des Brandes Vorgehen:
Menschenrettung priorisieren
Gefährdeten Bereich absperren (Trümmerschatten)
Auf Dachlast achten (Innenangriff)
Absturzgefahr beachten
Brandschutz sicherstellen (Funkenflug bei Trennarbeiten) PV-Anlage: Not-Aus-Schalter suchen (Leitungen bis dahin bleiben unter Spannung!)
Betreiber/Verantwortlichen für Instandsetzung verweisen Beschädigte Module können weiterhin Strom produzieren
(Gefahr!)
Die Antwort zeigt eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu einer ohne die Unterlagen der Feuerwehr. Positiv ist, dass spezifisch auf die Photovoltaikanlage eingegangen und die wesentlichen Gefahren aufgezählt wurden. Allerdings weist der Text an einigen Stellen noch Unstimmigkeiten auf, wie beispielsweise die Formulierung „Ausbreitung des Brandes Vorgehen:“, die nicht schlüssig ist.
Die Antworten sind für mich weiterhin zu allgemein gehalten – was allerdings nachvollziehbar ist, da die KI nur auf die Informationen zurückgreifen kann, die vom Nutzer eingegeben werden. Ein genauer Kontext ist nicht vorhanden, wodurch die Qualität der Antworten stark von der Formulierung der Frage oder Aufgabe abhängt.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass in vielen Fällen nicht nur eine textbasierte Antwort erwartet wird, sondern auch eine visuelle Darstellung, wie beispielsweise eine Funknetzskizze. Derzeit ist ein Chatbot allein nicht in der Lage, solche grafischen Elemente bereitzustellen, was die Einsatzmöglichkeiten weiter einschränkt.
Auf den ersten Blick erscheint die Nutzung eines Chatbots in diesem Kontext daher wenig sinnvoll. Dennoch gibt es vielversprechende Ansätze, um das Potenzial einer KI weiterzudenken. Was wäre, wenn der Chatbot die aktuelle Lage bereits kennen würde, ohne dass der Nutzer sie beschreiben muss?
Genau hier setzt die FireFighter Rescue App an. Durch ihren Systemaufbau (weitere Informationen über den Aufbau) ist es möglich, Einsatzsituationen zu digitalisieren und der KI automatisch eine detaillierte Lagebeschreibung bereitzustellen. Auf diese Weise könnte der Chatbot gezielt auf relevante Informationen zugreifen und kontextbezogene Antworten liefern. So könnte speziell auf die vorhanden Mitteln (welche Ausrüstung befindet sich am Einsatzort, wie viele Atemschutzträger sind aktuell verfügbar), Wetter, Ausbildungsstand der Feuerwehr und vieles mehr eingegangen werden.
FLOR[AI]N kann nicht nur allgemeine Fragen korrekt beantworten – wie etwa:
„Nenne drei Knoten.“ → Zimmermannstich, Mastwurf, Rettungsknoten
„Was ist das 4MAT-System?“ → Ein Lernmodell mit vier Lerntypen, charakterisiert durch die Fragen: Warum? Was? Wie? Was wäre, wenn?
sondern auch eine Ausbildung planen - und das überraschend gut 🤔:
Erstelle eine Feuerwehrübung mit Feuerwehrmännern die sich in der Grundausbildung befinden. Dauer der Übung ca. 30 Minuten.
Antwort von FLOR[AI]N
FLOR[AI]N: Absolut! Hier ist ein Entwurf für eine Feuerwehrübung, die auf die Grundausbildung zugeschnitten ist, unter Berücksichtigung der gegebenen Informationen und der zeitlichen Beschränkung:
Thema: Aufbau einer Löschleitung
Zielgruppe: Feuerwehrmitglieder in der Grundausbildung (Anlernstufe)
Dauer: ca. 30 Minuten
Ziele:
Die Teilnehmer sollen die einzelnen Schritte zum Aufbau einer Löschleitung kennen und in der richtigen Reihenfolge ausführen können.
Die Teilnehmer sollen die korrekte Handhabung von Kupplungen, Schläuchen und Strahlrohren erlernen.
Die Teilnehmer sollen die Bedeutung einer schnellen und sicheren Wasserversorgung verstehen.
Die Teilnehmer sollen als Team zusammenarbeiten und kommunizieren.
Unterlagen/Lehrbehelfe:
Handzettel mit Schritt-für-Schritt-Anleitung (siehe unten)
Löschwasserbehälter/Hydrant
Kupplungsschlüssel
Schläuche (B-Schläuche, C-Schläuche)
Verteiler
Strahlrohr (Mehrzweckstrahlrohr)
Teilnehmer: Feuerwehrleute in der Grundausbildung (max. 10 Personen, idealerweise weniger)
Ausbilder: Erfahrener Feuerwehrmann mit Ausbildereignung
Ablauf:
1.Begrüßung und Einleitung (5 Minuten):
Der Ausbilder begrüßt die Teilnehmer und erklärt das Ziel der Übung.
Kurze Wiederholung der Theorie zum Thema Wasserversorgung und Löschleitung.
Hinweis auf die Sicherheitsbestimmungen.
2. Demonstration (5 Minuten):
Der Ausbilder zeigt den kompletten Aufbau der Löschleitung Schritt für Schritt.
Er erklärt jeden Handgriff und die Funktion der einzelnen Komponenten.
Die Teilnehmer können Fragen stellen.
3.Praktische Übung (15 Minuten):
Die Teilnehmer werden in kleine Teams aufgeteilt (2-3 Personen pro Team).
Jedes Team baut unter Aufsicht des Ausbilders eine Löschleitung auf.
Der Ausbilder korrigiert Fehler und gibt Hilfestellung.
Die Teams wechseln sich ab, sodass jeder alle Aufgaben ausführen kann (z.B. Kupplungen verbinden, Schlauch tragen, Strahlrohr bedienen).
4.Abschlussbesprechung (5 Minuten):
Der Ausbilder gibt ein kurzes Feedback zur Leistung der Teilnehmer.
Es werden häufige Fehler besprochen und Verbesserungsvorschläge gegeben.
Die Teilnehmer können Fragen stellen.
Hinweis auf die nächste Übung.
Handzettel (Beispiel):
Thema: Aufbau einer Löschleitung
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
1. Wasserversorgung herstellen (Hydrant öffnen/Pumpe einschalten).
2. B-Schlauch an den Hydranten/die Pumpe anschließen.
3. Verteiler an das Ende des B-Schlauchs kuppeln.
4. C-Schläuche an die Ausgänge des Verteilers anschließen.
5. Strahlrohr an das Ende des C-Schlauchs kuppeln.
6. Schläuche auslegen, sodass sie nicht geknickt oder verdreht sind.
7. Dichtigkeit der Kupplungen überprüfen.
8. Dem Truppführer melden: "Wasser marsch!"
9. Strahlrohr öffnen und Löschvorgang simulieren.
Wichtige Hinweise:
Sicherheit geht vor!
Korrekte Handhabung der Kupplungen ist wichtig für eine dichte Verbindung.
Schläuche nicht über scharfe Kanten ziehen.
Klare Kommunikation im Team ist entscheidend.
Zusätzliche Hinweise für den Ausbilder:
Achte auf die richtige Körperhaltung und Technik der Teilnehmer.
Gehe auf individuelle Schwierigkeiten ein.
Lobe die Fortschritte der Teilnehmer.
Betone die Bedeutung der Teamarbeit.
Anmerkungen:
Diese Übung ist nur ein Beispiel und kann an die spezifischen Bedürfnisse und Gegebenheiten der Feuerwehr angepasst werden.
Es ist wichtig, dass die Teilnehmer die Möglichkeit haben, die Übung mehrmals zu wiederholen, bis sie die Handgriffe sicher beherrschen.
Der Ausbilder sollte während der gesamten Übung auf die Sicherheit der Teilnehmer achten. Ich hoffe, dieser Entwurf hilft dir weiter! Lass mich wissen, wenn du noch Fragen hast.
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